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Autorenbildoliver porwol

Staatsminister Hubert Aiwanger als Gast bei der Hegeschau 2024

Den sachlichen Dialog zu pflegen und in konstruktiver Zusammenarbeit das Ziel eines klimastabilen Waldes mit einem angepassten Wildbestand erreichen, das war die Kernaussage der Hegeschau der Kreisjägerschaft Berchtesgadener Land im Landesjagdverband Bayern. Erstmals wurde die Veranstaltung  in den Räumen des Landratsamtes in Bad Reichenhall abgehalten. Als Ehrengast kam der Bayerische Wirtschafts- und Jagdminister Hubert Aiwanger.  



 BJV-Kreisgruppenvorstand Land Hans Berger freute sich über die Anwesenheit der zahlreich erschienenen Jäger und konnte eine  lange Liste an Ehrengästen im großen Sitzungssaal willkommen heißen. Unter ihnen Delegationen anderer Kreisgruppen aus Gebirgsregionen wie Miesbach, Rosenheim, Bad Aibling, dem Garmischer Raum und dem Nachbarlandkreis Traunstein. „Wir alle haben ähnliche Probleme und mit Reh- Gams- und Rotwild den gleichen Wildbestand“, eröffnete Berger die Veranstaltung und bedanke sich beim „Hausherrn“, Landrat Bernhard Kern für die zur Verfügung Stellung der Räume. Denn es werde immer schwieriger, eine geeignete Lokalität zu finden. Der Kreischef stellte an den Beginn seines Grußwortes umfassende Dankesworte an die Kreisjägerschaft, an die Mitarbeiter der Unteren Jagdbehörde für das kooperative Miteinander sowie an alle Beteiligten, die an der Organisation und Durchführung der Hegeschau beteiligt waren. Kern unterstrich die Bedeutung der Jagd und wünschte sich mit Blick in die Reihen: „Möge die Gesellschaft erkennen, was sie an euch hat.“ Strittige Themen sollten mit Bedacht angegangen und aufgrund von Erfahrungswerten diskutiert werden. „Falsche Ideologien und Fanatiker brauchen wir nicht“, so der Landrat und äußerte die Bitte, dass die Gesellschaft in ihrem Freizeitverhalten mehr Rücksicht auf das Wild nehmen möge.


Der Arbeitstitel der Rede von Wirtschafts-und Jagdminister Hubert Aiwanger lautete: „Miteinander statt gegeneinander“. Er war zur Hegeschau ins Berchtesgadener Land gekommen und hatte vor dem Termin im Landratsamt die Zeit genutzt, um bei einer Fahr über den Königssee Impressionen zur Jagd zu sammeln. Herzlich wurde der Gast aus dem Staatsministerium von den Reichenhaller Jagdhornbläsern begrüßt. Er verteidigte das Revierjagdsystem, das entgegen mancher Kritiker noch längst nicht „aus der Zeit gefallen“ ist und verwies auf das Waldschutzgesetz. „Verteidigen können wir uns nur gemeinsam. Außenstehende sehen Jäger und Förster als eine Person. Wir müssen alle Beteiligten auf einen Mindestnenner bringen. Ideologisches Denken können wir nicht gebrauchen. Wir müssen nach allen Seiten mit Vernunft vorgehen und Bewährtes erhalten“, bezog sich der Minister in diesem Fall auf die Hegeschau. „Da kommt alles auf den Tisch. Wenn es die nicht mehr gäbe, dann würde sich nur für Stimmungsmacher die Türe öffnen,“ so  Aiwangers Überzeugung. „Hier werden Trophäen, Gewichte und Altersklassen gezeigt und der kritischen Öffentlichkeit durch wildbiologische Merkmale eine nachhaltige Bewirtschaftung des Bestands bewiesen.“ Aiwanger verteidigte das Revierjagdsystem und zeichnete das gedankliche Szenario, wenn ein bezahlter staatlicher Wildtiermanager eingesetzt werden sollte. Das würde erhebliche finanzielle Nachteile für die Beteiligten nach sich ziehen. Deshalb forderte der Minister zum Dialog auf. „Wenn es beispielweise Streitereien wegen des Verbisses gibt, sucht den Konsens, die Lösung liegt in der Mitte“, richtete er den Blick  auch auf einen ausgewogenen Waldbau und sagte: „Wir müssen gut durchforsten, denn Wegelagerer die nur drauf warten, dass wir uns streiten, lauern links und rechts.“ Hubert Aiwanger brach eine Lanze für die Rehwildbejagung ohne Abschussplan und forderte mehr Eigenverantwortung. „Wir müssen beweisen, dass wir selber Herr der Lage sind und gesunden Menschenverstand und ehrliche Gesinnung auf einen gemeinsamen Nenner bringen.“ Wenn der Koalitionspartner zustimmt, dann könne bereits im kommenden Jahr in „Grünen Gebieten“ auf den Abschussplan bei Rehwild verzichtet werden. Der Minister: „Aber nur auf Antrag der Jagdgenossenschaften, wer so weitermachen möchte wie bisher für den ist das natürlich möglich.“ Aiwanger will weiter mehr Sachverstand in die Verjüngungsdebatte bringen und Faktoren wie die Belichtungssituation genauer unter die Lupe nehmen. In Bezug auf die Entwicklung der Rotwildbestände meinte der Minister: „Ich fordere alle Beteiligten auf, sich locker zu machen und Flexibilität zu zeigen. Mehr Bestand heißt, mehr schießen und umgekehrt. Die Freiheit müssen wir uns lassen, die Jagdstrategie zu ändern“, sprach er als passionierter Jäger aus eigener Erfahrung. Das Rotwildthema solle ohne Scheuklappen angegangen werden. Weiter griff der Jagdminister das Thema „Schonzeitenaufhebungsgebiete“ auf und richtete den Appell an die Revierinhaber und Kreisgruppen, die Situation zu melden um dem Problem beispielsweise mit einem guten Fütterungsmanagement zu begegnen. Mit viel Applaus wurde die Rede des Ministers bedacht, und auch in späteren Redebeiträgen war die Gesinnung des gemeinsamen Arbeitens und des Dialogs ersichtlich.



Kreisvorsitzender Hans Berger erläuterte anschließend nochmals die Ziele der Veranstaltung. Angestrebt wird ein klimastabiler Wald mit angepasstem Wildtierbestand. Der Jagdverantwortliche Abteilungsleiter im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), Tassilo Heller, ging kurz auf die Hintergründe zur Abschussplanung 2025 ein und unterstrich ebenfalls die Kultur des „Miteinander Redens“. Sein Aufruf:„ Reden wir im Wald über den Wald.“


Fütterungskonzepte stellte Hochwildjagdberater Andreas Soyter in den Mittelpunkt seiner Erläuterungen und hielt vor Augen:  „Die Überwinterung des Rotwild ist ein entscheidende Faktor für den Waldbestand. Der Rotwildverbiss im Winter ist Menschengemacht. Nach der Abschussplanerfüllung ist die Fütterung das zweitwichtigste Element.“ 


Hochwildhegeringleiter Max Neudecker erklärte,  dass auf die bisher erzielten Erfolge seines Vorgängers aufgebaut werden soll und berichtet von ersten  Aktionen. So ist im Hochwildhegering eine Winterzählung eingeführt worden. Neudecker informierte über die Teilnahme am Rotwildgenetikprojekt der TU München, über die Abschussplanung und deren Erfüllung sowie über ein Revierentwicklungskonzept. Wie sein Vorredner kam Neudecker ebenfalls auf Fütterungskonzepte zu sprechen und bat weiter um eine gezielte Abschussplanung bei den Gamsbeständen. „Biodiversität darf nicht bei einer Wildart enden, hier müssen wir ganzheitlich denken“, so sein abschließender Appell.  Im Zuge der Veranstaltung war es sowohl Landrat Bernhard Kern als auch dem Vorsitzenden der Kreisjägerschaft, Hans Berger ein Anliegen, dem ausgeschiedenen  AELF-Chef,  Alfons Leitenbacher für das sehr gute kooperative Miteinander zu danken. Leitenbacher selbst gab die lobendenden Worte zurück und erinnerte an gemeinsam erzielte Erfolge.


Geehrt wurden im Rahmen der Hegeschau Josef Ponn und Michael Gröll (in Abwesenheit) mit dem Eichenkranz in Silber und Ludwig Seyfried mit der Hegenadel für ihre langjährigen Verdienste als Mitglied in der Bewertungskomision. Alle drei sind dieses Jahr ausgeschieden.

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